Wenige Wochen nach der Geburt dieses kleinen Grünmeerkatzenbabys wurde es in Simbabwe an einem Straßenrand gefunden, zerzaust und völlig durchgefroren. Seine Mutter war von einem Auto angefahren worden.

Obwohl es zunächst so aussah, als stünde dem kleinen Affenbaby ein Leben in absoluter Einsamkeit bevor, fand dieses tapfere kleine Wesen an einem unerwarteten Ort einen neuen Lebenssinn.

Verloren am Straßenrand
Das Leben von Horace, der winzigen Grünmeerkatze, begann nicht gerade rosig. Als er und seine Mutter 2015 eine Straße in Simbabwe überquerten, ereignete sich eine Tragödie, als ein rasendes Fahrzeug auf die beiden zufuhr. Während Horace sich in Sicherheit bringen konnte, wurde seine Mutter angefahren und blieb regungslos auf dem Asphalt der Fahrbahn liegen.

Als das Fahrzeug immer weiter weg raste, bewegte sich das kleine Äffchen nicht von der Unfallstelle fort. Da er noch ein Baby war, wusste er einfach nicht, wohin er sich wenden sollte. Und es dauerte nicht lange, bis sich das gestrandete Jungtier einem weiteren Paar Scheinwerfer gegenüber sah. Diese rückten immer näher an ihn heran.

Sein Schicksal lag in den Händen von Fremden
Helle Scheinwerfer leuchteten auf das kleine Affenbaby, doch plötzlich wichen sie an den Straßenrand aus. Es war kein weiterer unachtsamer Autofahrer, der sich ihm näherte, sondern gute Samariter, die das traumatisierte Affenbaby retten wollten. Sie verschwendeten keine Zeit und begannen sofort, sich um den kleinen Kerl zu kümmern.

Die freundlichen Unbekannten brachten ihn sofort in ein Tierschutzgebiet namens Twala Trust Animal Sanctuary. Das Tierheim war kurz zuvor, im Jahr 2011, eröffnet worden und hat sich seitdem einen guten Ruf in Simbabwe erworben. Von Vögeln bis zu Löwen – wenn ein Tier gerettet werden muss, sind die Mitarbeiter vom Twala Trust in der Regel diejenigen, die einspringen. Aber es sollte nicht ganz einfach werden.

Der einzige Affe seiner Art
Als seine Retter das Affenbaby in der Twala Trust Tierauffangstation absetzten, war es ziemlich hilflos. Da er niemanden außer seiner Mutter kannte, war der kleine Kerl ängstlich und nervös, wenn er von menschlichen Mitarbeitern berührt wurde. Um ihn in die Tierheimfamilie einzugliedern, gaben sie ihm einen Namen – Horace. Doch das half ihm wenig bei der Eingewöhnung.

Es gab keine Tiere, die dem jungen Affen auch nur annähernd ähnlich sahen. Das Tierheim hatte Katzen, Hunde, Vögel, Löwen und sogar Antilopen, aber bis zu diesem Zeitpunkt null Affen. Abgesehen von der menschlichen Fürsorge, die er bekam, fühlte sich der kleine Kerl völlig allein. Gerade als es für den Affen noch schlimmer zu werden schien, kam ein Tier auf ihn zu.

Unerwartete Gesellschaft
Das Twala Trust Animal Sanctuary hatte ein kleines Problem zu bewältigen. Es fehlte an freiwilligen Helfern und es gab eine große Anzahl verwaister Tiere. Aus diesem Grund beschloss die Gründerin des Tierheims, Sarah Carter, dass sie alle Tiere gemeinsam aufziehen würden.

Während diese Umgebung für manche durchaus unterhaltsam sein kann, war sie für die Tierbabys sicherlich ziemlich einschüchternd, und Horace war da keine Ausnahme. Aber das Affenbaby hatte Glück. Wie es der Zufall wollte, streckten ein Paar Kätzchen die Hand nach ihm aus. Langsam aber sicher öffnete er sich ihnen – und dann geschah etwas Erstaunliches.

Er öffnete sich den Katzen
Vielleicht war es die sanfte Natur der Kätzchen oder die Tatsache, dass sie alle ähnlich groß waren, aber Horace verstand sich prächtig mit seinen neuen flauschigen Freunden. Sie spielten zusammen, schliefen zusammen und kuschelten einfach nur, weil sie es wollten. Seine katzenartigen Gefährten brachten eine Seite von Horace zum Vorschein, die niemand zuvor bei ihm gesehen hatte.

Während die Menschen alles Mögliche taten, um die Bedürfnisse des Affenbabys zu erfüllen, taten seine katzenartigen Freunde auf emotionaler Ebene viel mehr für ihn. Sie nahmen ihn vollständig in ihrer Katzenfamilie auf. Nachdem er sich mit den Kätzchen angefreundet hatte, wurden andere Tiere auf Horace aufmerksam – und wollten ebenfalls ein Freund von ihm sein.

Horaces neue Freundschaften
Während er zunächst mit den Katzen auf dem Gelände Freundschaft schloss, fand Horace bald weitere Freunde. Einen seiner treuesten Gefährten fand er in einem Rettungshund namens Keiko. Sobald er erkannte, dass alle Tiere freundlich und zahm waren, begann Horace gesellschaftlich aufzublühen.

Die Mitarbeiter fingen an zu bemerken, dass dieser scheue und verängstigte Affe, den sie vom Straßenrand gerettet hatten, begann, sich wie ein wildes Tier zu verhalten. Allerdings war er bei weitem kein Durchschnitts-Dschungelaffe. Tatsächlich brachten einige seiner Eskapaden die Mitarbeiter zum Staunen.

Horace entwickelte sich zu einer wahren Grünmeerkatze
Das Twala Trust Animal Sanctuary war nicht nur ein Schutzgebiet, in dem die Tiere gefüttert und untergebracht wurden. Es war eine liebevolle Umgebung, völlig frei von den Gefahren der Außenwelt. Hier konnte Horace wirklich so leben, wie er wollte, und sich ganz und gar zu einer Grünmeerkatze entfalten. Er blühte regelrecht auf.

Sarah Carter erklärte in einem Interview mit der “Daily Mail”: “Horace ist ein Meister im Mittagsschlaf. Er kämpft aber dagegen an, weil er Angst hat, etwas zu verpassen. Er liebt Nickerchen und wird überall schlafen, wo es ihm gefällt.” Sie bemerkte auch, dass der kleine Affe extrem neugierig war. Er ist von allem gleich begeistert und versucht dann, es wegzuschnappen. Allerdings gibt es eine bestimmte Freizeitbeschäftigung, die bei den Mitarbeitern der Auffangstation Besorgnis ausgelöst hat.

Der diebische Affe
Insgesamt besitzt Horace ein sehr liebes Wesen. Allerdings hat er auch eine gewisse Neigung, andere zu bestehlen. Carter bemerkte in einem Interview mit der Daily Mail: “Sein größtes Laster ist, dass er sich unwiderstehlich zu dem verbotenen Essen hingezogen fühlt, das er nicht essen darf, zu Orten, an denen er sich nicht aufhalten sollte und zu Gegenständen, die er nicht anfassen darf.”

Und das ist noch nicht alles. Dieses freche kleine Äffchen stiehlt nicht nur, sondern hat gelernt, dabei regelrecht hinterhältig vorzugehen. Horace ist bekannt dafür, dass er auf einen Fremden zugeht, sich dabei sehr anhänglich verhält und dann schnell seine Schlüssel schnappt und zum nächsten Baum flüchtet. Aber wenn Sie nun denken, dass Stehlen seine seltsamste Eigenschaft ist, dann liegen Sie falsch.

Er passt sich an
Horace wurde nicht gerade wie ein durchschnittlicher Urwaldaffe aufgezogen. Als kleines Affenbaby wuchs er mit Hunden, Katzen und einer Reihe anderer Spezies auf. Wenn er also mit einer Gruppe von Welpen zusammen ist, entfesselt er seinen inneren Welpen. Wenn er mit Katzen zusammen ist, verwandelt er sich in ein kleines Affenkätzchen.

Pflegerin Sarah Carter hat es wie immer am besten ausgedrückt: “Er rennt mitten in der Nacht, im Dunkeln, mit den Katzen herum. Alle anderen Affen müssen schlafen, wenn es anfängt, dunkel zu werden, denn das ist ihr natürlicher Trieb. In der Zwischenzeit ist Horace damit beschäftigt, um 10 Uhr nachts im Hinterhof herumzulaufen. Er ist ein Original.” Er hebt sich mit seinen Eigenarten von den anderen Tieren ab, was manchmal für ein bizarres Schauspiel sorgt.

Das Zentrum der Aufmerksamkeit
Obwohl Horace in der Zwischenzeit erwachsen geworden ist, spielt er im Reservat nicht wirklich die Rolle eines echten Erwachsenen. Der kleine Kerl liebt es immer noch, wie ein Affenbaby behandelt zu werden. Doch seine Lieblingsbeschäftigung bleibt das Schlafen.

Manchmal ist er so müde, dass er sich auf den Rücken seines Hundefreundes Keiko schwingt und durch die Rettungsstation reitet. Obwohl seine Eskapaden für einige der Tiere lästig sein können, gibt keiner seiner Freunde jemals seinen natürlichen Instinkten nach und greift ihn an. Und doch hat Horace auch eine andere Seite, die viel tiefgründiger ist.

Ein grübelnder Affe
Das Leben in einer geschützten Umgebung hat Horace offensichtlich in gewisser Weise geformt. Er hätte sicherlich nicht das Zeug dazu, wie die meisten Affen in der Wildnis zu leben, da sie in den Bäumen leben und permanent auf der Hut vor Raubtieren sein müssen. Seine Lebensbedingungen haben es dem Affen jedoch ermöglicht, sich geistig besser zu entwickeln als seine wilden Vettern.

Immer wieder konnte Sarah beobachten, wie Horace stundenlang sorgfältig über Dinge nachdachte. Sie erzählte: “Er ist ein Denker – oft sitzt er da und starrt in die Ferne, zwirbelt ein Blatt oder eine Blume oder einen Zweig in seinen Händen, völlig in Gedanken versunken.” Doch während der junge Affe gelernt hatte, sorgenfrei zu leben, würde ihn seine Vergangenheit bald einholen.

Horace trifft Hamish
Horace hatte seit der Trennung von seiner Mutter an jenem tragischen Tag im Jahr 2015 keinen Kontakt zu anderen Affen gehabt. Doch das sollte sich nun ändern, denn die Mitarbeiter der Rettungsstation fanden ein neues Affenbaby, das ein Zuhause brauchte.

Sie nannten den Affen Hamish und brachten ihn zu seinem mittlerweile erwachsenen Gegenstück, Horace. Auf den ersten Blick war es sehr offensichtlich, dass Horace vom Anblick des Affenbabys emotional berührt war. Einige Mitarbeiter fragten sich, ob die beiden miteinander auskommen würden. Grünmeerkatzen können sehr territoriale Tiere sein, und es bestand die Möglichkeit, dass Horace Hamish ablehnen würde.

Eine sofortige Verbindung
Bei Horace gab es kein Zögern und auch keine Revierkämpfe, denn er nahm Hamish sofort unter seine Fittiche. Vielleicht erinnerte sich Horace daran, wie es war, als Babyaffe in einer fremden Umgebung aufzuwachsen, denn er begrüßte seinen neuen Freund herzlich und begann, ihn überall hin mitzunehmen.

Schon bald gab es zwei Grünmeerkatzen, die mit den Kätzchen kuschelten und mit den Welpen spielten. Es dauerte nicht lange, bis die Medien die rührende Geschichte von Horace aufgriffen und bemerkten, dass sich mit dem neuen Affen der Kreis zu schließen schien. Der kleine Kerl wurde so etwas wie eine Berühmtheit im Tierheim. Und ihre Geschichte zeigte große Parallelen auf.

Einem Affen in die Quere kommen
Weit weg von Simbabwe, hoch oben in Indiens nördlicher Bergprovinz Himachal Pradesh, liegt die gemeinnützige Organisation Peepal Farm. Diese Tierauffangstation wurde 2014 von den Freunden Robin Singh und Joellen Anderson gegründet. Seitdem haben sie über 600 Tiere in der Region gerettet.

Während das Team der Peepal Farm im Laufe der Jahre viele denkwürdige Rettungsaktionen erlebt hat, hat eine sie am stärksten berührt: ein kleines Äffchen namens Avni. Das Affenmädchen und ihre Familie hatten auf einer Stromleitung gespielt, als die Tragödie ihren Lauf nahm. Avni erlitt einen schweren Stromschlag und stürzte auf den Bürgersteig darunter. Ihre Familie eilte davon und ließ sie dort liegen.

Die Rettung von Avni
Die Mitarbeiter der Peepal Farm wurden sofort zu dem abgestürzten Affen gerufen. Als sie ankamen, wussten sie nicht einmal, ob das Tier noch lebte, da die Verletzungen sehr schwer schienen. Als sie das Tier aufheben wollten, erwachte das kleine Äffchen plötzlich zum Leben, rannte fort und begann, sich ein Versteck zu suchen.

Schließlich gelang es ihnen, das Tierbaby in Sicherheit zu bringen. Sie nahmen es mit auf ihre Rettungsstation. Nach einer Reihe von Operationen, vor allem an seinem Arm, konnten sie es in einen einigermaßen stabilen Zustand bringen. Als verletztes Affenbaby in einer fremden Umgebung hat man es nicht gerade leicht. Allerdings geschah etwas sehr Merkwürdiges, als sich ein anderes Tier dem Affenmädchen näherte.

Unter die Fittiche von Billo
Avni hatte eine schwere Zeit hinter sich. Sie lag schwer verletzt in einer Tiernotunterkunft und kannte niemanden. Wahrscheinlich vermisste sie auch ihre Familie, die sie im Stich gelassen hatte. Gerade als es schien, dass das Leben es nicht besonders gut mit ihr meinte, betrat Billo, eine der Rettungskatzen des Tierheims, zufällig den Raum.

Billo schmiegte sich instinktiv an das verletzte Affenbaby und begann, es zu kraulen, was viele Tierheim-Mitarbeiter verwundert den Kopf schütteln ließ. Viele waren besorgt über diesen zufälligen Akt der Zuneigung. Das wilde Äffchen war bereits verängstigt und gestresst und es war unmöglich zu sagen, wie sie auf Billo reagieren würde.

Eine starke Bindung aufgebaut
Affen sind von Natur aus keine Einzelgänger, sondern Herdentiere. Doch mit der Katze Billo an ihrer Seite konnte die kleine Avni in ihrer Not viel Trost finden. Das kleine Äffchen nahm die Streicheleinheiten der Katze freudig an und zeigte zum ersten Mal Anzeichen von innerer Ausgeglichenheit. Im Laufe der Tage wurden Billo und Avni unzertrennlich.

Billo übernahm die Rolle der Mutterfigur für das verletzte kleine Äffchen, das sich weigerte, ohne seinen katzenartigen Freund irgendwohin zu gehen. Das kleine Äffchen hatte immer eine Hand auf dem Rücken der Katze, und wenn sie zusammen ruhten, streichelte sie liebevoll Billos Fell. Leider war diese Freundschaft nicht von Dauer.

In die Freiheit
Mit viel Hilfe ihrer Adoptivmutter Billo war Avni bald wieder in Topform. Sie kletterte auf Bäume, hüpfte auf Dächer und balancierte auf Wäscheleinen. Das war beeindruckend, aber hatte auch eine traurige Seite für das ungleiche Paar.

Schließlich war Avni ein Wildtier und brauchte nicht unbedingt in einem Tierheim gehalten zu werden. Man entschied sich, sie vorsichtig auszuwildern, was bedeutet, dass sie nach und nach in die freie Wildbahn entlassen werden sollte. Doch Anvi hielt sich nicht zurück und flüchtete sofort in den Wald. Niemand in der Auffangstation glaubte, dass man sie je wiedersehen würde.

Rückkehr für Billo
Bis zu diesem Zeitpunkt war Anvi in ihrem Leben noch nie allein gewesen. Da sie ein soziales Wesen ist, kann man sich vorstellen, dass sie sich schon bald nach ihrer Flucht von der Peepal Farm nach Gesellschaft sehnte, besonders nach ihrer Katzenmama Billo.

Nach ein paar Tagen bot sich den Tierheim-Mitarbeitern ein überraschender Anblick: Billo kuschelte sich an ihren alten Affenfreund. Die Auffangstation war zum Zuhause des Affen geworden, und die Mitarbeiter und Tiere dort waren zu ihrer Familie geworden. Niemand weiß, was genau mit Avni während dieser wenigen Tage in der Wildnis passiert ist, aber irgendetwas hatte sich an ihr verändert.

Vollzeit-Bewohnerin
Es schien, als wollte Avni in der Auffangstation bleiben. Allerdings war sie ein richtiger Affe geworden. Sie verbrachte nicht mehr so viel Zeit an der Seite von Billo, wie sie es früher getan hatte. Jetzt bemühte sich das Äffchen, sich mit allen anderen Tieren auf der Peepal Farm anzufreunden.

Avni liebte es, über Schafe zu springen und baumelte an Wäscheleinen. Besonders gerne spielte sie mit den Hundewelpen, die immer genug Energie hatten, um mit ihr mitzuhalten. Aber am Ende kehrte das kleine Äffchen immer wieder zu Billo zurück. Es gab kein anderes Tier auf der Welt, mit dem sie lieber kuscheln wollte.